TTEAM Fallgeschichte Coolheart, Dressurpferd

 TTEAM Fallgeschichte Coolheart, Dressurpferd

Mein 7 jähriger Württemberger Wallach Coolheart bringt alle Voraussetzungen mit, ein super Dressurpferd zu werden. Wenn er nicht ein große Problem hätte: Er hat vor allem, was auf dem Boden liegt und kleiner als ca. 20 cm ist, panische Angst! Wenn andere Pferde vor dem im Wind wehenden Zelt, dem bellenden Hund oder dem quietschenden Kinderwagen Angst haben, erschrickt Coolheart vor dem Gänseblümchen am Rande der Viereckbegrenzung. Das für mich aber ausschlaggebende Ereignis, Hilfe zu holen, war tatsächlich folgendes, für das ich zum Glück sogar Zeugen habe: Da Coolheart das Gebiß nicht gerne annimmt und gar nicht kaut, sollte ich ihm immer ein Stückchen Zucker geben. Einmal fiel ihm der Zucker wieder aus dem Maul auf den roten Paddockboden. Vor Schreck wäre mein armes Pferd beinahe umgefallen! Vor lauter Panik vor dem Stückchen Zucker wußte er auf dem Paddock gar nicht wohin und hat sich erst wieder beruhigt, als ich den Zucker aufgehoben habe.

Zufällig fand ganz in der Nähe ein Dualaktivierungskurs bei Mike Geitner statt. Es war im großen und ganzen ein sehr erfolgreiches Wochenende. Er lief durch sehr breite Gassen und man merkte während des Kurses schon, wie er sich entspannte. Nur hatten wir keine Chance ihn dazu zu überreden, über die “Stangen” zu laufen. Nach dem Kurs bastelten wir uns eigene Schaumstoffstangen und kauften uns Hütchen. Wir übten jede Woche 1x und je nach Tagesform ging er durch die Gassen oder nicht. Darüber: Keine Chance. Also versuchte ich es mit Stangen, ca. eine ¾ Stunde lang. Dann haben wir seinen Koppelkameraden geholt und nach ca. 15 min lief, er ihm über die Stange hinterher. Wir haben ihn noch ein paar mal von beiden Seiten hinter ihm herlaufen lassen und es dann auch mal alleine versucht. Hat auch geklappt! Am nächsten Tag: Gleiche Geschichte wieder... Ca. 30 min haben wir es ohne Führpferd versucht, dann wieder mit, was auch nach 10 min geklappt hat. Am dritten Tag hab ich es wieder alleine versucht: Er hatte panische Angst vor den Stangen... Ich hab dann in der Halle ein paar Stangen um ihn herumgelegt und ihn einfach mal alleine gelassen. Nach 15 min stand er immer noch in dem kleinen Viereck aus Stangen! Er lief auch nicht aus dem Viereck, als ich ihn mit Futter lockte. Selbst eine wedelnde Gerte konnte ihn nicht dazu bringen, über die Stangen zu laufen.. Erst, als ich ihn 2x leicht angetickt habe, sprang er drüber.

Auf meinen Versuch, noch mal bei Geitner Hilfe zu holen, bekam ich zu hören: Wenn er nach einem ½ Jahr Arbeit immer noch nicht über Stangen läuft, lernt er es nie! Das wollte ich so nicht hinnehmen. Ich wandte mich an die Tteam Gilde in Deutschland und bekam auch innerhalb eines Tages Emails von verschiedenen Trainer, die mir ihre Hilfe anboten. Da Anke den frühesten freien Termin hatte, habe ich entschieden, diesen gleich wahrzunehmen. Ich wollte, dass mein Pferd ein Stück Lebensqualität bekommt und keine Angst mehr vor allem auf dem Boden hat, eben einfach in dieser Bezeihung etwas selbstbewusster wird. Und schließlich gehört Stangenarbeit auch zum Reiten!

Anke kam Freitags zu uns. Sie ließ Coolheart erst mal frei in der Halle laufen und sah gleich, dass er mit der Hinterhand etwas mehr mitarbeiten könnte. Nach verschiedenen Übungen versuchte sie, ihn durch das Labyrinth zu führen, aber er traute sich nicht. Wir haben dann ne einfache Gasse aus 2 Stangen auf den Boden gelegt, wo er dann tapfer durchging. Anke meinte, er wisse nicht genau, wo seine Hinterbeine sind und dass er deshalb Angst hätte. Sie legte ihm die Körperbandage an und man sah gleich, wie er mit der Hinterhand mehr untertrat. Tatsächlich lief er ihr nach kurzem Zögern durch das Labyrinth hinterher. Man sah genau, dass er nicht mit den Hinterbeinen in die Spur der Vorderbeine trat. Er schaute auch gar nicht so genau auf den Weg, sondern versuchte nur, so schnell wie möglich Anke hinterher aus dem Labyrinth zu folgen. Trotzdem waren wir nach ein paar Versuchen zufrieden und Anke führte ihn an eine Stange zum Drüberlaufen. Nach kurzem Zögern lief so bewusst über die Stange, wie ich es bei ihm noch nie gesehen habe!

Anke zeigte mir und meiner Freundin noch den “Octopuss” einen Touch an den Beinen und meinte, wir sollten zusätzlich Beinkreise machen. Das übte ich dann ein paar Tage mit ihm und dann baute ich mit klopfendem Herzen das Labyrinth auf. Nach ca. 5 min lief er tatsächlich auch mit mir durch! Er nahm sogar den Kopf runter und suchte sich langsam seinen Weg und rannte nicht schnell kopflos durch, wie beim ersten mal! Und selbst über eine Stange ist er mit mir gelaufen! Alle, die Zugeschaut haben, konnten es kaum glauben! Beim dritten mal Übern ging er ohne Zögern sowohl ins Labyrinth, als auch über Stangen. Ein riesiger Erfolg, den niemand, der ihn kennt, je erwartet hätte!

Ein paar Tage danach hatte ich das erste Turnier für diese Saison. Das erste Hindernis lies auch nicht lange auf sich warten: Ein grell orange farbenes Gatter an welchem Coolheart letztes Jahr im Leben nicht vorbeigegangen wäre! Diesmal schaffte er es! Er hat es zwar von der Seite angeschaut, aber keine Sekunde gezögert! Auf dem Turnier war es ziemlich stürmisch und das Viereck sehr “guckig”. Coolheart lief super tapfer durch und hatte auch vor den Blumenstöcke am Boden keine Angst! Nur als er unvermutet in die tiefen eines umgefallen riesigen Blumentopfes schauen mußte, blieb er vor Schreck wie versteinert stehen. Ich hab ihn ganz kurz in Ruhe gelassen und als ich wieder anreiten wollte, habe ich gemerkt, wie er kurz mit dem Gedanken gespielt hat, ans andere Ende des Viereckes zu flüchten. Hat sich aber von mir überzeugen lassen, es nicht zu tun und wir wurden sogar noch 5.! Vor der Tteam Arbeit wäre er sicher losgeflitzt und mit Sicherheit nicht mal mehr in die Nähe des Blumentopfes gelaufen! Alle, die dabei waren und ihn von Anfang an kennen waren mindestens genauso verblüfft wie ich!

Last but noch least hab ich vor kurzem mit den gefährlichen, blau gelben Schaumstoffschläuchen der Dualaktivierung das Labyrinth aufgebaut. Cooolheart lief rein, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken! In der für ihn noch schwierigen Linkswendung stieß er einmal gegen einen Schlauch. Er erschrak kurz vor dem Geräusch und wollte schon kopflos davonrennen, blieb aber auf mein, “Steh” tatsächlich stehen! Er fand es zwar sehr unheimlich, lief aber brav aus dem Labyrinth wieder raus! Und, was noch besser ist, er lief ohne zu zögern wieder rein! Natürlich wollte ich ihn auch drüber führen. Er stand ca. 20 Sekunden vor dem Schlauch und lief dann drüber! Danach hat er so gefreut, dass er es geschafft hat, es allen Zuschauern gleich auffiel! Beim nächstes Versuch stieß er gegen den Schlauch, so dass dieser sich hochkant drehte. Natürlich erschrak er, lief aber trotzdem beim nächsten Versuch wieder drüber, ohne Anzuhalten!!

Ich weiß, wie haben noch einen langen Weg vor uns, aber ich weiß auch, wir sind auf dem richtigen Weg! Innerhalb kürzester Zeit wurde er sehr viel Selbstbewusster und wenn etwas unvorhergesehenes passiert, schaltet er nicht mehr ab, so wie früher, sondern bleibt “bei mir” und wartet, was er machen soll. Er ist sicher noch nicht selbständig, aber er ist auf dem Weg dahin! Jetzt muss er nur noch Lernen, im Viereck weiter zu atmen . Aber für seine Verhältnisse ist er schon super mutig geworden und selbst letztes WE, als während der Aufgabe 2 aufgeben mußten, da ihre Pferde nur Angst hatten und stiegen lief Coolheart, zwar mit klopfendem Herzen und, wie gesagt, angehaltenem Atem durchs Viereck, aber er lief! Was mich am meißten freute: Es war niemand da, zum Viereck öffnen, damit wir rein Reiten können, sondern es war nur ein recht enger Abstand zwischen den Umrandungen. Er lief durch, ohne der Umrandung auch nur eines Blickes zu würdigen! Letztes Jahr wären wir so nicht ins Viereck gekommen.

Alexandra Tressel, Stuttgart

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Hallo Anke!

Wir waren am WE auf´m Turnier, und es war durch und durch ein Erfolg! Coolheart hat sich so toll benommen!

Angefangen hat es, dass er ohne Probleme über einen kleinen Absatz ging, hinter dem ein grüner Schlauch verdeckt von einer Holzatte lag (aber man hat ihn schon gesehen). Er lief drüber wie nix!
Anschließend lief er ohne mit der Wimper zu zucken den kurzen aber super steilen Weg in die Halle runter und unten über ein Regenablaufgitter!!!!. Dieses wurde uns letztes Jahr noch beinahe zum Verhängnis, da man eben nicht in die Halle reinkommt, ohne über dieses Gitter zu gehen!
Wir haben immer mindestens von 2 Leuten Hilfe gebraucht trotz Zugpferd und er ging immer erst nach nem kleinen Kampf drüber!
Ach, und ich kann ja auch gemein sein, es hat irgendwie echt gutgetan zu sehen, wie andere Leute Probleme hatten, ihr Pferd über das Gitter zu bekommen :-)))

Als er dann auch noch durch den super schmalen Gang zw. Bande und Dressurabsperrung ging, war ich so stolz auf ihn, dass ich dachte: Eigentlich kannst jetzt wieder heim, ohne überhaupt ne Prüfung zu reiten!

Aber das Beste ist: Wir sind 2x gestartet und haben 2x gewonnen! Die A-Dressur mit 7,0 und die Dressurreiter A mit 7,4!!!

Wenn das mal nicht ein toller Abschluss war :-)

Viele liebe Grüße, Alex