Spanisch locker - Ein Pferd lernt sich zu tragen

Carlo – ein Pferd lernt sich zu tragen

… und die Reiterin auch

Carlo ist ein 15-jähriger Lusitano-Mix, der nie gelernt hatte, sich vorwärts-abwärts zu dehnen und sich selbst zu tragen. Massive Verspannungen im Genick, Hals und Schulterbereich und seine meist hohe Kopfhaltung führten dazu, dass der Rücken sich bereits gesenkt hatte.

Durch Blockaden im Kiefer, die sich im Rücken fortsetzten, war er nicht mehr in der Lage, seine Brustwirbelsäule anzuheben. Im Frühjahr 2008 wurde er osteopathisch behandelt. Danach war dies organisch wieder möglich.

Bereits 2007 besuchte ich 2 Kurse bei Anke und mir wurde dabei klar, dass dies der richtige Weg für uns ist.

Im Sommer 2008 nahmen Carlo und ich an einem weiteren Kurs teil. Im Laufe dieses Wochenendes verbesserte sich mein Sitz; ich habe vor allem große Probleme beim Schritt reiten. Und auch Carlo wurde an diesem Wochenende dazu veranlasst, sich vorwärts-abwärts zu dehnen und sich in Ansätzen selbst zu tragen. Ich war begeistert!

Doch hatte ich große Befürchtungen, dass wir in ein paar Wochen wieder in unsere alten Muster zurückfallen und ich z.B. im Schritt wieder wie eine Boje auf meinem Pferd schwanken würde (Carlo neigt beim Schritt zum Pass gehen. Dies begünstigt wohl von seiner Seite das Problem). Ich wollte unbedingt in dieser Richtung weiterarbeiten und beschloss, für 4 Tage mit Carlo zum Unterricht zu Anke zu fahren. Carlos Rücken und mein Sitz sollten weiter „stabilisiert“ werden.

Wir arbeiteten mit Carlo am Boden mit der Methode des Connected Groundwork: Durch die Körperarbeit, dem Lösen des Genicks, Entspannen des Halses und der Schulter und durch das Führen in S-Linien, dem immer wieder Halten und Gewicht verlagern nahm Carlo bereits am zweiten Tag eine andere Körperhaltung ein und ging viel frischer, leichter, lockerer…

Eine gute Ergänzung bildete auch das Anlegen von zwei Körperbandagen. Carlo erhielt eine Kopfbandage und eine Körperbandage, die in Form einer Acht um seinen Hals und Hinterteil gelegt wurde. Ich hatte den Eindruck, dass für Carlo die Kopfbandage die Lösung war. Er war auf einmal „völlig leicht“, konnte das Genick und den Hals beim Führen und beim Reiten loslassen. Dadurch wurde auch das Reiten in S-Linien bedeutend leichter.

Reiterlich war dies für mich auch nicht einfach zu bewerkstelligen: Ich sollte in S-Linien reiten, gleiten oder jeweils den äußeren Zügel annehmen; oder wenn Carlo es gerade brauchte, auch gleich wieder gleiten oder dann wieder annehmen… und das ganze sowohl im Schritt als auch im Trab. Und ich musste mich dabei immer wieder selbst „sortieren“, das heißt zentrieren und darauf achten, in der Balance zu sitzen. Völlig neu für mich war es dabei, meine innere Rumpfmuskulatur zu aktivieren und nicht „zusammenzufallen“. Sobald ich in der Balance war, mich auch selbst getragen habe, konnte Carlo sich auch tragen. Er spiegelte immer meine Körperhaltung!

 

Seit ich zu Hause angekommen bin, versuche ich mit Carlo in der gleichen Art und Weise weiterzuarbeiten. Bevor ich reite, führe ich ihn grundsätzlich in S-Linien und versuche immer wieder seine Verspannungen zu lösen. Und es klappt recht gut. Carlo trägt jetzt auch seinen Schweif nur noch selten schief. Durch die Schweifarbeit habe ich festgestellt, dass er, seitdem wir wieder zu Hause sind, sich nicht mehr verspannt hat. Ich habe auch den Eindruck, dass nach dem Reiten der Rücken besser aussieht, das heißt stärker angehoben ist als davor.

 

Immer mal wieder lege ich Carlo Körperbandagen an:

Unseren ersten Ausritt nach unserem Saarlandurlaub bei Anke habe ich mit angelegter Körper- und Kopfbandage gemacht. Ich hatte selten ein so ein ruhiges und ausgeglichenes Pferd im Gelände, obwohl wir in den letzten Wochen nicht viel im Gelände waren. Selbst auf einem Trimmdichpfad zuckte er nicht, als uns Nordic Walker auf Inlineskates mit Stöcken entgegenkamen. Warum er an diesem Tag so cool war, ist für mich schwierig einzuschätzen. Die angelegten Körperbandagen haben sicher dazu beigetragen und mein Sitz war vermutlich auch bedeutend besser als zuvor. Bei den folgenden Ausritten (mit und ohne Körperbandage) ist er nicht ganz so gelassen gewesen, aber auf jeden Fall bleibt er locker und schnaubt relativ schnell ab.

Ich bin froh darüber, dass mir Carlo durch seine Entwicklung ganz klar zeigt, dass der von Anke aufgezeigte Weg für uns der richtige ist.

 

Vielen Dank

Sabine