Medoc - von Christiane Speltz, Flugbegleiterin aus Luxemburg

Medoc

Pferde haben von Geburt an eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Im Alter von 15 Jahren hatte ich jedoch einen so schlimmen Reitunfall, welches mein Pflegepferd nicht überlebt hat, und ich nur schwer verletzt. Erst Jahre später habe ich mich wieder langsam Pferden genähert. Paar Monate später kam Medoc in mein Leben, eine absolute Herzensangelegenheit, denn von einem Vernunftkauf konnte man nicht sprechen. Medoc, ein damals 7-jähriger Arabermix, hatte die letzten 6 Monate seine Box nicht verlassen. Natürlich war unsere Kombination aus einem Pferd, das noch nie gelernt hatte dass man einem Menschen vertrauen kann, und mir die immer noch nicht dieses Trauma vom Unfall überwunden hatte, keine gute Voraussetzung.

Nach etlichen Monaten, wo ich Medoc nur laufen lassen habe oder frei gearbeitet habe, reiten war unmöglich, kam Anke für ein Seminar in unseren Stall. Medoc hat mich auf diesem Seminar fast zur Verzweiflung gebracht, Anke hingegen fand ihn toll. Er hat einfachin alles gebissen, was sich in seiner Nähe befand, dies um seinen Stress abzubauen, sei es Jacken von anderen Teilnehmer, den Strick vom Halfter, oder meine Finger. Als mir schon die Tränen in den Augen standen, hat Anke Medoc am Maul angefangen zu ttouchen, und siehe da, dieses hyperaktive nervöse Pferd kommt zur Ruhe, lässt den Kopf sinken und entspannt. Ich konnte es fast nicht glauben. Es war einfach unfassbar, was da gerade vorging. Es war das erste Mal dass Medoc bei der Arbeit entspannen konnte.

Anke kam danach regelmäßig zu uns in den Stall, so dass wir das Glück hatten die Tellington und Centered Riding Arbeit zu vertiefen. Mit viel Geduld, Bodenarbeit, Ttouches, Körperbandagen und Centered Riding ging es Schritt für Schritt weiter. Medoc fing an seinen Körper wahr zu nehmen. Nach einiger Zeit bin ich ihn dann auch geritten. Er bekam immer mal wieder Panikanfälle, doch Anke machte uns Mut weiter zu machen.

Ich lies Medoc von meiner Tierärztin untersuchen. Er hatte an der Hinterhand lauter Muskelfaserrisse, die falsch zusammen gewachsen waren. Sie machte mir keine all zu große Hoffnung auf schnelle Heilung, riet mir ihn täglich zu massieren. Anstatt ihn mit dem Massageroller zu massieren, habe ich ihn lediglich gettoucht. Nach 3 Wochen kam meine Tierärztin wieder und fragt mich erschrocken, was ich denn gemacht hätte? Sie hätte noch nie bei solch einem Befund so eine schnelle Genesung gesehen und konnte es fast nicht glauben. Nun hatte ich auch noch von meiner Tierärztin die Bestätigung, wie die Ttouches auch körperlich helfen können.

Die meiste Panik hatte Medoc, wenn er vom Stall weg gehen sollte. Spazieren gehen war unmöglich, da er bereits nach 10Meter gestiegen ist, und hat sich auch nicht mehr beruhigen lassen. Nach einer Weile hatten wir uns entschlossen Medoc zu Anke zu bringen. So konnte sie täglich mit ihm arbeiten, und ich habe beide regelmäßig besucht um mit zu trainieren. Mit viel TTouch, Bodenarbeit, Körperbandagen, Fahren vom Boden fing Medoc an auch im Gelände etwas lockerer zu werden, bis dass Anke ihn auch draußen reiten konnte, später dann auch ich. Als Medoc dann wieder bei mir war, haben wir die Arbeit genau so weiter geführt.

Medoc ist in Zwischenzeit 12 Jahre alt und ein absolutes Traumpferd. Es war ein langer Weg, aber der hat sich für uns Beide gelohnt. Wir gehen ausreiten, sei es alleine oder in der Gruppe, auch mal ganz ohne Sattel und Trense, nur mit Halfter. Er liebt Zirkuslektionen, Wanderritte, und beweist sich super unter dem Sattel im Berittenen Bogenschiessen. Er ist wirklich ein Verlasspferd geworden. Es braucht alles seine Zeit, aber mit den richtigen Lehrern und dem richtigen Weg, schafft man alles. Ich bin sehr dankbar darüber diese Erfahrungen machen zu durften.

Anke, ich bin dir über alles Dankbar, dass du uns das alles beigebracht hast, und immer an uns geglaubt hast.

Christiane