Fohlenerziehung

Fohlenerziehung ohne Risiko

In den ersten Lebenswochen und –monaten werden die Fohlen für ihr späteres Leben geprägt. Zum einen durch ihre Haltung und Ernährung, zum anderen im Umgang mit dem Menschen. Um diese ersten Erfahrungen positiv zu nutzen, und traumatische Erlebnisse oder Verletzungen zu vermeiden, bietet die Tellington TTouch Methode, von Linda Tellington Jones, einige Möglichkeiten.
Im Folgenden erfahren Sie, wie ihr Fohlen leicht lernt: am Halfter zu gehen, Hufe zu geben und ruhig zu stehen. 
TTouch Training sieht nicht nur leicht aus, es ist auch leicht zu lernen. 

Ein paar Tips, die ihre Arbeit erfolgreicher machen:

1. Kurze Arbeitseinheiten, die Fohlen können sich nicht lange konzentrieren. Noch bevor das Fohlen Ermüdungserscheinungen zeigt, muß eine Pause eingelegt werden. Lieber öfter kurz als einmal lang, lautete die Devise.
2. Nach ein paar Arbeitstagen sollte man dem Fohlen auch ein paar freie Tage geben. Sie werden sehen, es denkt über die Arbeit nach, und kann sie nachher noch besser. 
3. Arbeiten Sie nur dann mit dem Fohlen, wenn sie selbst entspannt und gut gelaunt sind. Ihre Stimmung überträgt sich immer auf ihr Pferd.
4. Arbeiten Sie am Anfang in gewohnter, ruhiger Umgebung. 
5. Probieren sie alles Mögliche an einem Freund aus, und lassen sie diesen an sich arbeiten. Wenn Sie selber spüren, was das Pferd fühlt, können Sie viel besser arbeiten. 

Um sich dem Fohlen anfangs zu nähern bringt man es mit seiner Mutter in die Box. Nun lassen sie die Stute auf einer Seite der Box festhalten, wo sie in Ruhe fressen kann. Die entspannte Mutter zeigt dem Fohlen an, daß keine Gefahr besteht. Dann nähern Sie sich dem Fohlen seitlich, um ihm den Fluchtweg freizulassen. Wenn das Fohlen Angst zeigt, bleiben Sie stehen und geben ihm etwas Zeit. Fohlen sind von Natur aus neugierig und interessiert. Also lassen Sie ihm Zeit. 
Sie nehmen eine Tellington Gerte und beginnen damit das Fohlen abzustreichen. Beginnen Sie am Hals, dann folgt der Körper, und erst zum Schluß die Beine. Schlägt das Fohlen anfangs aus, so handelt es sich dabei um Reflexbewegungen, die keineswegs böse gemeint sind. Wir wollen versuchen durch Stärken des Körperbewußtseins, dem Fohlen die Möglichkeit zu schaffen, dies zu kontrollieren. Läuft das Fohlen weg, fängt man einfach noch mal von vorne an. Spielen Sie mit der Druckstärke. Ein festerer Druck ist manchmal angenehmer, ruhig streichen, nicht hektisch.  Durch die größere Entfernung zu Ihnen kann es die Berührung leichter akzeptieren.
Reden Sie freundlich und ruhig mit dem Fohlen, atmen sie stets ruhig ein und aus. In dieser entspannten Situation fällt es dem Fohlen leichter zu lernen.

Die Tellington TTouches:
Sie dienen der Aktivierung der Zellfunktion, und verbessern so das Körpergefühl.. Sie beschreiben einen Kreis im Uhrzeigersinn, der bei sechs Uhr beginnt und nach ca. 1 ¼ Kreis bei 8 - 9 Uhr zum Halten kommt. Man stelle sich die Uhr so vor, das sie an der bearbeiteten Stelle auf dem Pferd liegt, und man sie ablesen kann. Nach jedem abgeschlossenen Kreis wird die Hand an eine neue Stelle gelegt. Man verschiebt die leicht bewegliche Haut in diesem Kreis. Auf großen Muskelpartien ist die Haut leicht zu verschieben, und man kann die Kreise größer anlegen. Auf Knochen liegend, wie am Kopf und den Beinen, werden die Kreise entsprechend kleiner. Wichtig ist die Haut zu bewegen, und nicht über das Fell zu streichen. Die Druckstärke ist veränderlich. Probieren sie es an sich selbst oder einem Freund aus. 
Es gibt viele verschiedene Touchs, sie sind zum bessern Merken mit Tiernamen benannt, mit deren Assoziation man sich auch die Technik besser vorstellen kann. Drei möchte ich Ihnen nun vorstellen:

Duldet das Fohlen das Abstreichen mit der Gerte, beginnen Sie mit den Händen zu arbeiten. Oft streiche ich anfangs, ebenso wie mit der Gerte langsam und fest über den Fohlenkörper. Oder man beginnt gleich mit den ersten Touchs. Dazu legt man eine Hand auf die Brust des Fohlens, und es so etwas zu fixieren und beginnt mit der anderen Hand mit den kreisförmigen Bewegungen. Suchen Sie sich am Anfang eine Stelle aus, die das Fohlen gerne akzeptiert. Achten Sie auf die Atmung und die Muskelspannung, diese zeigen ihnen wie entspannt oder angespannt ihr Fohlen ist. 

Der liegende Leopard 
Er ist die Grundform der meisten Ttouches. Dabei liegt die Hand mit Ballen und den ersten Fingerkuppen auf. Der Daumen liegt ebenfalls, etwas abgespreizt, als Stütze auf. Die kreisförmigen Bewegungen werden mit den Fingerkuppen ausgeführt.
Dieser Ttouch eignet sich für alle Körperbereiche. Hier ist es am einfachsten die verschiedenen Druckstärken zu üben und auszuprobieren.

Der Waschbär
Hierfür krümmt man die Hand so stark, daß nur die Fingerspitzen, bzw. die Fingernägel auf dem Pferdekörper arbeiten. Die Hand liegt auf wie beim Wolkenleopard. Der Waschbär ist ein intensiver TTouch und eignet sich hervorragend für wenig bemuskelten Stellen, wie Beine und Kopf. Er sollte allerdings erst angewandt werden, wenn das Fohlen vertrauen zu den Berührungen hat.

Die Muschel
Bei der Muschel liegt die gesamte Hand auf, so daß der Druck gleichmäßig verteilt wird. Die Muschel ist weniger intensiv, und überträgt viel Wärme auf das Fohlen. Dadurch wird sie oft leichter akzeptiert.
Vor allem an kitzeligen Stellen, wie die Gurtlage, die Flanken und die gesamte Bauchregion, empfinden die Pferde diesen TTouch sehr angenehm. 


Das Fohlen wird am ganzen Körper gettoucht. Es gibt viele Reflexstellen, die ein Ausschlagen verursachen. Also stellen Sie sich seitlich. Bestrafen sie ihr Fohlen nicht, es wird die Kontrolle der Reflexe über die TTouch Arbeit lernen. Der TTouch lehrt es überdies seinen Körper geschickter einzusetzen. 
Arbeiten sie in einer Session nicht den ganzen Fohlenkörper, sondern teilen sie es in verschiedene Lernschritte auf. Man beginnt immer an einer Körperstelle die das Fohlen mag, und arbeitet sich dann zu den anderen Stellen hin. Sie werden sehen, das Fohlen lernt schneller solche Berührung zu akzeptieren, als durch streicheln, und diese Erfahrung wird gespeichert. 

Hat das Fohlen Vertrauen gefaßt, nehmen Sie einen weichen langen Strick und streichen das Fohlen damit ab. Dann legen sie ihn in Form einer Acht um die Brust und um die Hinterhand. Über dem Rücken des Fohlens kreuzt sich der Strick, so daß sie ihn dort gut in die Hand nehmen können. So haben sie sehr viel Kontrolle.
Mit dem Strick um die Hinterhand können Sie nun das Fohlen auffordern zu gehen, mit dem um die Brust können sie es stoppen und lenken. Geben sie immer kurze Impulse. Ebenso wie beim Reiten ergibt dies weitaus bessere Erfolge. Die Reaktion des Fohlens bestimmt die Stärke des Drucks. 
Nun können sie erste Führübungen mit dem Fohlen machen. Folgen sie dabei der Stute, so fällt es dem Fohlen leichter zu verstehen, und es lernt ohne Angst. 
Nun ttouchen sie vor allem den Kopf und Halsbereich um es auf das Halfter vorzubereiten. Danach legen sie den Strick vorsichtig um Nase und Genick des Fohlens, ohne die Acht aufzugeben. Dies ist für den Anfang einfacher als ein Halfter über Maul und Ohren zu streifen. Fohlen sind sehr sensibel auf der Nase. Sobald sie Druck im Genick verspüren, reagieren sie mit reflexartigem Zurückziehen. 
Die alte Methode Fohlen aufzuhalftern und anzubinden bis sie sich ausgetobt haben, führte schon oft zu gesundheitlichen Schäden, vor allem an der Wirbelsäule, die oft erst beim Reiteinsatz auffallend werden.
Mit Hilfe der Acht und den TTouches können sie nun ihr Fohlen lehren dem sanften Druck zu folgen.
Sobald es die Führung am Halfter verstanden hat, können sie auf den Strick um die Brust verzichten, und nehmen statt dessen die Gerte dazu. 
Streichen sie ihr Fohlen wieder mit der Gerte ab, das beruhigt und schafft Vertrauen. Beim Antreten geben sie nun ein leichtes Kommando am Halter und verstärken dessen Bedeutung wenn nötig mit dem Strick um die Hinterhand. Zum Anhalten tippen sie ihr Fohlen mit dem Gertenknauf zwei- dreimal auf das gegenüberliegende Buggelenk. Sobald das Fohlen steht, streichen sie es zur Belohnung und auch zur Versicherung, mit der Gerte an Brust und Vorderbeinen ab. Setzten sie die Gerte sehr vorsichtig ein, damit ihr Fohlen nicht erschrickt.
Bei der nächsten Übung lassen sie auch den Strick um die Hinterhand weg. Streichen sie den ganzen Körper des Fohlens mit der Gerte ab, und zum Losgehen wiederholen sie ihr Kommando am Halfter und tippen gleichzeitig mit der Gerte auf die Kruppe. Zum Anhalten benutzen sie ebenfalls die Gerte. Durch das Antippen auf dem Buggelenk lernt das Fohlen gerade zu stehen. Wenn sie am Halfter ziehen, kommt es schief. 
Vielleicht dauert es ein paar Minuten, bis das Fohlen die Hilfen verstanden hat, wiederholen sie ihre Kommandos deshalb immer ruhig und erklärend. Sie legen den Grundstein für das spätere Lernverhalten ihres Pferdes. 
Gehen sie anfangs immer nur ein paar Schritte um die Kommandos zu üben, und immer zusammen mit der Stute. Hat das Fohlen Vertrauen zu dieser Arbeit können sie es ausdehnen. Achten sie immer auf Ermüdungsanzeichen. Will es trinken, lassen sie es zu und legen sie eine Pause ein.
Sie können dies ausprobieren, indem sie einem Freund den Strick in die nach vorne gestreckten gefalteten Hände geben und ihn führen während er die Augen geschlossen hat. Dann versuchen sie ihn durch ziehen am Strick anzuhalten. Das Gleiche versuchen sie nun mit Hilfe der Gerte, die ungefähr in Hüfthöhe beim Menschen eingesetzt wird. Ihr Freund wird ihnen zeigen wie gut er ihre Kommandos versteht. Sie können dadurch viel lernen, und außerdem macht diese Übung viel Spaß.Das Fohlen hat nun bereits vieles gelernt. Schon beim TTouch lernte es längere Zeit ruhig zu stehen. Diese Lektion nützt ihm sein Leben lang. 

Nun kommt das Heben der Hufe. Wenn das Fohlen den TTouch an den Beinen akzeptiert, beginnen wir mit dem Aufheben der Hufe. Wir streichen mit der Hand am Bein entlang, und drücken an den Sehnen des Röhrbeins kurz und impulsartig mit den Fingerspitzen zu. Dies veranlaßt ein anheben des Beines. Halten sie das Bein nur kurz fest, ihr Fohlen muß erst lernen seine Balance auf drei Beinen zu finden. Diese Übung wiederholen sie an allen Beinen. Bestrafen Sie das Ausschlagen nicht, es ist ein Reflex. Reden sie ruhig mit dem Fohlen und verlängern sie die Aufhaltezeiten von Tag zu Tag. Sie werden sehen wie schnell sie Erfolg haben.
Die Gerten dienen auch hier als Verlängerung des Arms und geben dem Fohlen mehr Raum. So kann es die Berührung oft leichter akzeptieren und fühlt sich nicht eingeengt.
Um das Anbinden zu lernen gibt es bei der Tellington Methode die Übung; „Den Tiger zähmen“
Dazu nehmen sie ein normales und ein längeres Seil. Das kurze befestigen sie auf der Seite am Halfter, auf der sie stehen wollen. Das Lange wird am gegenüberliegenden Ring befestigt, durch den Anbindehaken gezogen, am Halfter durch den Mittelring gezogen, und kommt so neben dem kurzen Strick in ihrer Hand zu liegen. So können sie den Kopf des Pferdes in beide Richtungen lenken, und ihm dennoch mehr Spielraum geben. Diese Anbindemethode ist nicht so starr und dadurch nicht beängstigend. Geben sie nach, wenn ihr Fohlen Angst bekommt. Sie haben viel Raum um zu agieren. Ttouchen sie es an Stellen die es mag, so lernt es das angebunden stehen mit etwas angenehmem zu verbinden.
Der „Gezähmte Tiger“ eignet sich auch sehr gut für erwachsene Pferde, die lernen sollen ruhig zu stehen, oder für gefährliche Pferde. Man hat jederzeit den Kopf und damit auch viele Bewegungen des Körpers unter Kontrolle. Wichtig ist, das sie nicht versuchen mit dieser Art des Anbindens Zwang auszuüben, indem sie beide Seile straff halten. Dies versetzt die Pferde nur in Panik und verdirbt jeglichen Lerneffekt.
Sie müssen ihr Fohlen nicht in dieser Reihenfolge anlernen. Variieren sie, so gut sie können. Durch abwechslungsreiche Arbeit, bleibt es für sie und ihr Pferd spannend. Sie werden sehen, nicht nur ihr Fohlen lernt durch die Tellington Methode, sondern auch Sie lernen von ihrem Pferd.
Tellington Training verbessert nicht nur die Koordination und das Gleichgewicht, es baut auch Spannungen ab und regt die Denk- und Lernfähigkeit des Pferdes an. Dadurch werden ungewollte Instinktreaktionen abgebaut.
Doch vor allem ist TTouch Training leicht zu lernen und wird Ihnen ebensoviel Spaß machen wie ihrem Tier.               
Anke Recktenwald

Die Gerten dienen auch hier als Verlängerung des Arms und geben dem Fohlen mehr Raum. So kann es die Berührung oft leichter akzeptieren und fühlt sich nicht eingeengt.Die Seilacht ist eine sichere und leicht verständliche Art, ein Fohlen das Führen zu lehrenDie Seilacht ist eine sichere und leicht verständliche Art, ein Fohlen das Führen zu lehrenHufe geben ist Balancearbeit.
Je achtsamer und langsamer man hier vor geht, desto balancierter steht und geht das Pferdchen von Anfang an, nicht nur bei der HufbearbeitungHufe geben ist Balancearbeit. Je achtsamer und langsamer man hier vor geht, desto balancierter steht und geht das Pferdchen von Anfang an, nicht nur bei der Hufbearbeitung